Die Science Based Targets initiative (SBTi) überarbeitet ihren Net-Zero-Standard. Die neue Version 2.0 ist aktuell als Entwurf veröffentlicht und beinhaltet viele Änderungen. Aber was ist wirklich neu und was ändert sich im Vergleich zur aktuellen Version? Wir zeigen auf, was müssen Unternehmen zukünftig beachten müssen.
Warum gibt es einen neuen Standard?
Die Anforderungen an Klimaziele sind gestiegen. Immer mehr Unternehmen setzen sich Net-Zero-Ziele. Doch oft blieb unklar: Wie ernst gemeint sind diese? Wird wirklich der Fokus auf das Reduzieren der Emissionen gelegt oder nur kompensiert? Die SBTi will mehr Verbindlichkeit, bessere Nachvollziehbarkeit und tatsächliche Wirkung. Deshalb bringt Version 2.0:
- Klare Vorgaben, wie Ziele aussehen müssen.
- Einen Prozess zur regelmäßigen Überprüfung der Emissionsreduktion.
- Mehr Transparenz in der Umsetzung.
Was bleibt wie bisher?
Einige Grundprinzipien gelten weiterhin:
- Klimaziele müssen mit dem 1,5 °C-Ziel kompatibel sein.
- CO2 muss zuerst reduziert, dann kompensiert werden.
- Net-Zero bis spätestens 2050 ist Pflicht.
Was ist neu?
Wir haben für Sie die wichtigsten Neuerungen, laut dem aktuell veröffentlichten Entwurf zusammengefasst:
- Verbindliche Transformationspläne
Unternehmen müssen jetzt zeigen, wie sie ihre Ziele erreichen wollen. Und das konkret: Technologien, Maßnahmen, Zeitpläne. Diese Pläne müssen innerhalb von 12 Monaten nach Zielsetzung veröffentlicht werden.
Beispiel: Ein Hersteller will bis 2040 klimaneutral sein. Er muss nun offenlegen, wie er Produktionsprozesse umstellt, Lieferanten einbindet und in grüne Technologien investiert.
- Fortschrittskontrolle alle 5 Jahre
Bisher wurde nur das Ziel einmal geprüft. Jetzt gilt: Alle fünf Jahre muss gezeigt werden, ob das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist. Wer nicht nachliefert, verliert die Auszeichnung.
- Neue Regeln für Scope 3
Früher mussten pauschal mindestens 67 % bzw. 90 %, je nach Zielsetzung, der Scope-3-Emissionen abgedeckt werden. Das nennt man "pauschale Abdeckung", weil man einen festen Prozentsatz aller Scope-3-Emissionen erfassen musste – egal, ob man darauf direkten Einfluss hatte oder nicht.
Neu ist: Jetzt ist entscheidend, wo das Unternehmen wirklich Einfluss hat. Statt eines starren Prozentsatzes liegt der Fokus auf den größten Emissionsquellen und den Bereichen, in denen ein Unternehmen konkret etwas verändern kann – z. B. bei den wichtigsten Lieferanten.
Beispiel: Ein Modeunternehmen muss nicht mehr die Emissionen durch das Waschen seiner Kleidung bei Kund:innen erfassen, aber sehr wohl die durch die Stoffproduktion bei Zulieferern. Auch neue Zielarten sind erlaubt, z. B. wie viel Prozent der Einkäufe bei Net-Zero-kompatiblen Zulieferern erfolgen oder wie sich die Emissionsintensität einzelner Produktlinien entwickelt.
Das macht die Bilanzierung praxistauglicher – gerade für Branchen mit komplexen Lieferketten.
- Scope 1 & 2 müssen getrennt bilanziert werden
Unternehmen dürfen nicht mehr beide Bereiche zusammenfassen. Für direkte Emissionen (Scope 1), wie dem Fuhrpark und indirekte leitungsgebundene Emissionen (Scope 2), wie dem Stromverbrauch, müssen eigene Ziele gesetzt werden.
Zusätzlich gilt: Stromemissionen müssen sowohl nach Standort- als auch nach Marktansatz bilanziert werden. Herkunftsnachweise zählen nur, wenn sie nachweislich zur Reduktion beitragen.
- Neuer Umgang mit Restemissionen
Unternehmen müssen Restemissionen weiter neutralisieren. Neu ist: Sie dürfen schon vor Erreichen des Net-Zero-Zieljahrs Verantwortung dafür übernehmen. Drei Modelle sind in Diskussion:
- Frühe Zielsetzung für CO₂-Entnahmen (mit Zwischenzielen).
- Freiwillige Anerkennung solcher Ziele.
- Flexible Wahl je nach Reduktionspotenzial.
Vergleich: Alter vs. neuer Standard
Wir haben die wichtigsten Unterschiede für Dich übersichtlich zusammengestellt: