Was sind Aktivitätsdaten?
Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen verbraucht Strom, heizt, produziert Waren, verschickt Pakete, schickt Mitarbeitende auf Geschäftsreise – ganz normaler Alltag. Jede dieser Aktivitäten verursacht Emissionen. Die Zahlen dahinter, die alles messbar machen, nennt Aktivitätsdaten. Zum Beispiel wie viele Kilowattstunden Strom verbraucht wurden, wie viele Kilometer Mitarbeitende gefahren sind oder wie viel Material eingekauft wurde.
Erst wenn diese Daten vorliegen, lässt sich daraus eine CO₂-Menge berechnen. Man könnte also sagen: Emissionsfaktoren sind die Brille, durch die wir die Aktivitätsdaten anschauen. Ohne Daten gibt es nichts zu sehen.
Woher bekommt man diese Daten?
Die Daten kommen aus ganz verschiedenen Quellen – je nachdem, welche Emissionen betrachtet werden und in welchem sogenannten Scope sie fallen. In der CO₂-Bilanzierung unterscheidet man dabei Scope 1, 2 und 3:
Scope 1 – direkte Emissionen
Hier geht es um alles, was innerhalb des Unternehmens direkt emittiert wird – etwa beim Heizen, durch eigene Fahrzeuge oder Produktionsanlagen.
Ein typisches Beispiel: Heizkosten bei stationären Verbrennungsprozessen. Die entsprechenden Aktivitätsdaten stammen meist aus der Heizkostenabrechnung. Auch beim firmeneigenen Fuhrpark liefert das interne Fahrzeugmanagement die nötigen Kilometer- oder Tankdaten.
Scope 2 – indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie
Dieser Bereich ist, wie Scope 1, größtenteils noch gut abbildbar. Strom- oder Fernwärmeverbräuche lassen sich in der Regel direkt aus den Abrechnungen der Energieversorger entnehmen – etwa durch die Stromkostenabrechnung oder die Fernwärmeabrechnung.
Scope 3 – indirekte Emissionen aus der Lieferkette: Komplex, aber unverzichtbar
Die echte Herausforderung liegt im sogenannten Scope 3. Denn je weiter die Emissionen vom eigenen Unternehmen entfernt sind, desto schwieriger wird die Datenerhebung.
Hier geht es zum Beispiel um eingekaufte Produkte und Dienstleistungen, Geschäftsreisen, Mitarbeitermobilität oder den Versand von Waren. Oft haben Unternehmen hier keine direkten Daten, sondern nur Rechnungen – und selbst die sind manchmal nicht so strukturiert, wie man es sich wünschen würde.
Größere Unternehmen sind im Vorteil: Sie arbeiten mit ERP-Systemen, in denen Mengen, Gewichte oder Materialarten digital erfasst sind. Diese lassen sich gut auslesen und weiterverarbeiten. Bei kleineren Betrieben beginnt die Recherche oft mit einem Stapel Papierrechnungen – das ist zwar mühsam aber natürlich machbar.
Ein gutes Beispiel ist der Einkauf: Wird ein bestimmter Werkstoff beschafft, ist es ideal, wenn neben den Kosten auch das Gewicht angegeben wird. Noch besser wäre ein produkt- oder lieferantenspezifischer CO₂-Wert, aber das ist in der Praxis leider noch die Ausnahme. Je nach Branche gibt es hier große Unterschiede, aber am Ende hängt vieles von der Organisation und Struktur im Unternehmen ab – weniger von der Branche selbst.
Wenn Daten fehlen: Schätzen erlaubt, aber bitte transparent
Natürlich kommt es vor, dass Daten einfach nicht vorhanden sind – sei es wegen fehlender Systeme, unvollständiger Abrechnungen oder einfach, weil es das erste Bilanzjahr ist. In solchen Fällen kann mit Annahmen gearbeitet werden. Wichtig ist nur, dass diese nachvollziehbar dokumentiert und nicht schöngerechnet sind.
Langfristiges Ziel bleibt aber immer: von Annahmen zu echten Werten zu kommen.
Was hilft bei der Erhebung?
Digitalisierung spielt eine große Rolle, ist aber kein Muss. Tools wie Excel, interne Erhebungsbögen oder automatisierte Auslesesysteme (z. B. für Rechnungen) helfen beim Sammeln der Daten. Manche Unternehmen entwickeln auch eigene Modelle. Ein Beispiel aus unserer Beratung: Für einen Kunden haben wir ein Excel-Tool gebaut, das Produktdaten automatisch auswertet – sobald neue Emissionsfaktoren eingepflegt werden, rechnet das Tool selbständig weiter.
Außerdem bieten wir bei natureOffice Fragebögen, Vorlagen und Schulungen an, damit der Einstieg leicht gelingt. Denn klar ist: Das Sammeln der Daten können wir den Unternehmen leider nicht abnehmen – aber wir machen es ihnen so einfach wie möglich.
Und wenn der Wirtschaftsprüfer klopft?
Unternehmen, die z. B. der CSRD-Berichtspflicht unterliegen oder sich zur Science Based Targets Initiative (SBTi) bekennen, stehen besonders unter Beobachtung. Dann muss die Bilanz nicht nur stimmen, sondern auch vollständig sein. In solchen Fällen ist eine saubere, transparente Dokumentation aller Aktivitätsdaten entscheidend. Wenn etwas fehlt, fällt es spätestens bei der Prüfung auf.
Unser Tipp für Unternehmen, die gerade anfangen: Nicht verrückt machen lassen. Wer die CO₂-Bilanz zum ersten Mal erstellt, muss nicht alles sofort perfekt machen. Wichtig ist, dass ein Anfang gemacht wird. Und dass klar ist, was noch fehlt.
Unser Rat: Aufgaben aufteilen, Zuständigkeiten klären und die ersten Daten sammeln – am besten mit etwas Struktur, aber ohne Druck. Die CO₂-Bilanz ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und wir laufen mit.
Fazit: Aktivitätsdaten sind mehr als Zahlen – sie zeigen, was möglich ist
Am Ende geht’s bei der CO₂-Bilanz nicht nur um Reporting. Es geht darum, herauszufinden, wo ein Unternehmen steht – und was es tun kann, um Emissionen zu senken. Ohne belastbare Aktivitätsdaten bleibt alles Spekulation.
Deshalb: Wer’s ernst meint mit Klimaschutz, fängt bei den Grundlagen an. Und das sind nun mal: die Daten.