
Klimaschutzprojekte
PROJECT TOGO
Durch die Aufforstung der Wälder vor Ort vereint PROJECT TOGO Klimaschutzprojekte in Afrika
In einer kleinen Kooperative in Togo passiert gerade etwas Bemerkenswertes: Frauen, die bisher Palmöl und Seifen hergestellt haben, lernen die Kunst der professionellen Sheabutter-Produktion. Drei Tage intensive Schulung, 20 motivierte Teilnehmerinnen und ein Experte aus Benin – klingt nach einem ganz normalen Weiterbildungsprogramm. Ist es aber nicht. Denn hier geht es um viel mehr als nur ein neues Produkt. Es geht um Unabhängigkeit, um Qualität und um die stille Revolution einer Gemeinschaft, die ihre Zukunft selbst in die Hand nimmt. Eine Geschichte über kleine Schritte mit großer Wirkung.
Es ist einer dieser warmen Tage in Togo, an dem die Luft über den roten Erdwegen flimmert. In der kleinen Kooperative herrscht geschäftiges Treiben – wie so oft. Die Frauen hier haben sich längst einen Namen gemacht: mit ihrem roten Palmöl und handgemachten Seifen. Ein eingespieltes Team, könnte man sagen. Aber wer die Frauen kennt, weiß: Sie denken schon längst weiter.
Hinter den Produktionsgebäuden entsteht gerade etwas Neues. Die Frauen legen eine eigene Palmplantage an – aber nicht so, wie man es vielleicht erwarten würde. Statt endloser Reihen identischer Palmen sieht man hier ein buntes Durcheinander verschiedener Pflanzen. Agroforstsystem nennen das die Experten. "Wir wollen nicht abhängig sein von den Preisen auf dem Markt", erklärt eine der Frauen, während sie einen jungen Palmensetzling begutachtet. Die Preise für Palmfruchtstände schwanken nämlich ganz schön heftig. Mal sind sie erschwinglich, dann wieder unbezahlbar. Mit der eigenen Plantage können sie planen – und nebenbei noch die Umwelt schonen.
Parallel dazu wagen sich die Frauen an etwas völlig Neues heran. Ende Juli kam ein besonderer Gast zu Besuch: Ein Spezialist für Sheabutter-Herstellung reist extra aus dem Norden Benins an. Dort, wo die Verarbeitung von Sheanüssen schon seit Generationen zur Kultur gehört. 20 Frauen – die meisten aus der Kooperative – haben sich für seine Schulung angemeldet. Das Ziel ist klar: Sie wollen lernen, wie man Sheabutter herstellt, die wirklich professionellen Standards entspricht. Denn Sheabutter ist nicht gleich Sheabutter.
Der erste Tag beginnt ruhig. Theorie steht auf dem Programm. Der Lehrer erzählt von der Bedeutung der Sheanuss, erklärt Qualitätsnormen und zeigt, worauf es beim Ernten und Lagern ankommt. Die Frauen hören aufmerksam zu – sie wissen, dass jedes Detail später wichtig werden kann.
Am zweiten Tag wird es praktischer. Jetzt geht es ans Zerkleinern, Rösten und Mahlen. Beim Kneten zeigt sich schnell: Die Nüsse, die sie für die Übung verwenden, sind nicht perfekt. Zu lange gelagert, nicht optimal getrocknet. "So sieht man direkt, was passiert, wenn man nicht aufpasst", schmunzelt der Lehrer. Eine Lektion fürs Leben.
Der dritte Tag ist der spannendste. Jetzt müssen die Frauen selbst ran. Schritt für Schritt führen sie die gesamte Herstellung vor. Temperatur messen, Kochzeiten einhalten, auf Hygiene achten. Dann das Auswaschen, die Vorbereitung des Öls. Am Ende steht die Qualitätskontrolle: Farbe, Textur, Geruch – alles muss stimmen.
Als am Ende alle ihre Urkunden in den Händen halten, ist die Freude groß. Aber eigentlich ist das nur der Anfang. Denn diese Schulung hat den Frauen viel mehr gegeben als nur Wissen über Sheabutter. Sie haben gelernt, wie hochwertige Lebensmittelverarbeitung funktioniert – Wissen, das sie auch für ihre bestehenden Produkte nutzen können. "Jetzt verstehen wir viel besser, worauf es ankommt", sagt eine der Teilnehmerinnen. "Bei allem, was wir machen."
Die Geschichte dieser Kooperative in Togo zeigt, wie Veränderung wirklich funktioniert. Nicht mit großen Gesten oder teuren Programmen, sondern mit praktischem Wissen und der Bereitschaft, Neues zu lernen. Die Frauen machen sich Stück für Stück unabhängiger, erweitern ihr Können und schaffen dabei Arbeitsplätze in ihrer Gemeinschaft. Manchmal sind es eben die stillen Revolutionen, die am nachhaltigsten wirken. Eine Sheanuss nach der anderen.