
Klimarisiken erkennen, verstehen und handeln
Beratung, die sich auszahlt
Wir begleiten Sie durch den kompletten Analyseprozess. Strukturiert, transparent, praxisnah - für echten Mehrwert statt nur Compliance.

Nach Teil 1, in dem wir gezeigt haben, warum Klimarisiken jeden treffen, geht es jetzt ans Eingemachte. Sie wissen, dass physische und transitorische Risiken auf der Agenda stehen. Sie kennen die regulatorischen Treiber. Was fehlt? Der konkrete Fahrplan. Viele Nachhaltigkeitsverantwortliche stehen vor der gleichen Herausforderung: Die Klimarisikoanalyse soll starten, aber wo anfangen? Welches Team braucht es? Welche Daten? Und wie bekommt man das Ganze in den ohnehin vollen Arbeitsalltag?
Wie Sie mit der richtigen Methodik aus abstrakten Gefahren konkrete Handlungsfelder machen
Im ersten Teil haben wir's auf den Punkt gebracht: Klimarisiken sind wie schlechtes Wetter – sie kommen sowieso. Egal ob physische Risiken wie Überschwemmungen oder transitorische wie neue CO₂-Gesetze. Die Frage ist nicht ob, sondern wann sie Ihr Unternehmen treffen. Die gute Nachricht haben wir auch schon verraten: Mit einer Klimarisikoanalyse behalten Sie den Überblick, können gezielt gegensteuern und sogar neue Chancen entdecken. Jetzt wird's konkret: Wie packen Sie das Thema systematisch an, ohne sich zu verzetteln?
Bevor Sie in blinden Aktionismus verfallen, hier die gute Nachricht: Nicht jede theoretische Gefahr wird automatisch zu Ihrem Problem. Ein Klimarisiko entsteht nur, wenn drei Faktoren zusammenkommen – wie bei einem dreibeinigen Hocker. Fehlt ein Bein, kippt das Ganze um.
Die Gefahr ist das Klimaphänomen selbst: Starkregen, Hitze, Dürre, Hagel, Stürme. Aber Achtung – nicht jede Region bekommt alles ab. Während sich Küstenstandorte vor Sturmfluten und steigendem Meeresspiegel fürchten müssen, kämpfen Binnenregionen eher mit Hitzeinseln und Trockenperioden. Bergregionen haben wieder andere Sorgen: Hangrutschungen, Schneelast, Permafrost-Tauen. Erste Lektion also: Schauen Sie genau hin, was bei Ihnen vor der Haustür passiert – und was in Zukunft passieren könnte.
Die Verwundbarkeit zeigt, wie anfällig Sie für diese Gefahren sind. Eine alte Lagerhalle ohne Klimaanlage und mit schlechter Isolierung? Bei 40 Grad wird's kritisch für Mitarbeitende und temperaturempfindliche Waren. Ein modernes Logistikzentrum mit intelligenter Klimatisierung und Beschattung? Kann auch bei Extremhitze weiterlaufen. Ihre Verwundbarkeit hängt also stark davon ab, wie gut Ihre Infrastruktur, Prozesse und Systeme auf Extremereignisse vorbereitet sind.
Die Exposition beschreibt, ob und wie stark Sie der Gefahr überhaupt ausgesetzt sind. Der beste Hochwasserschutz nutzt nichts, wenn Ihr Lager auf dem Berg steht. Umgekehrt: Das modernste Kühlsystem hilft wenig, wenn Ihre kritischen Server im Keller stehen – genau da, wo das Hochwasser als erstes reinläuft. Es geht also darum zu verstehen, wo Ihre kritischen Assets liegen und welchen Gefahren sie dort ausgesetzt sind.
Ein praktisches Beispiel macht's deutlich: Ein Automobilzulieferer in Süddeutschland hat drei Produktionsstandorte. Standort A liegt in einem Tal mit Flussnähe (hohe Exposition für Hochwasser), hat aber nach dem letzten Jahrhunderthochwasser massiv in Schutzmaßnahmen investiert (geringe Verwundbarkeit). Standort B liegt auf einer Anhöhe (keine Hochwassergefahr), hat aber veraltete Produktionshallen ohne Klimatisierung (hohe Verwundbarkeit bei Hitze). Standort C ist modern ausgestattet und liegt in einer klimatisch gemäßigten Zone – hier ist das Risiko am geringsten.
Klimarisiken sind selten Einzelgänger. Sie treten gern im Rudel auf und verstärken sich gegenseitig. Diese Dominoeffekte nennt man Klimawirkungsketten Autorenbeitrag_...final.docx. Ein Starkregen überschwemmt nicht nur Ihr Hauptwerk, sondern macht auch die Zulieferstraße unpassierbar. Die Folge? Materialengpässe, weil der LKW mit den dringend benötigten Komponenten im Stau steht. Das führt zu Produktionsausfällen, die wiederum Lieferverzögerungen nach sich ziehen. Ihre Kunden werden unruhig, Vertragsstrafen drohen, und plötzlich haben Sie ein Imageproblem.
Diese Wirkungsketten zu verstehen ist entscheidend für eine realistische Risikoeinschätzung. Ein weiteres Beispiel aus der Praxis: Ein mittelständischer Maschinenbauer bezieht spezielle Elektronikkomponenten aus Taiwan. Bisher dachte man nur an das Risiko von Taifunen vor Ort. Die Analyse der Wirkungskette zeigte aber: Das größere Problem sind Dürren in Taiwan, die zu Wasserknappheit führen. Ohne Wasser keine Chipproduktion. Ohne Chips keine Maschinen. Ohne Maschinen keine Umsätze.
Oder nehmen Sie die Hitzewelle 2022 in Europa: Niedrige Flusspegel führten nicht nur zu Problemen in der Binnenschifffahrt. Kraftwerke mussten ihre Leistung drosseln, weil das Kühlwasser fehlte oder zu warm war. Das führte zu Energieengpässen, die wiederum energieintensive Produktionen beeinträchtigten. Ein Teufelskreis, den viele nicht auf dem Schirm hatten.
Eine professionelle Klimarisikoanalyse folgt einem bewährten Prozess, der sich an internationalen Standards wie der ISO 14091 orientiert. Das klingt erstmal nach viel Papierkram, ist aber eigentlich ganz logisch aufgebaut:
Bevor Sie loslegen, müssen Sie wissen, was Sie überhaupt untersuchen wollen. Welche Ihrer Aktivitäten sind besonders klimaanfällig?
Der EU-Taxonomie-Kompass listet alle relevanten Wirtschaftsaktivitäten auf – eine gute Orientierungshilfe für den Start. Aber Vorsicht: Nicht alles, was dort steht, ist für Sie relevant. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Kernprozesse und kritischen Bereiche.
Die EU macht's einfach und teilt in zwei Kategorien Autorenbeitrag_...final.docx:
Die meisten Unternehmen planen ihre Investitionen für 20-30 Jahre. Eine neue Produktionshalle, ein Logistikzentrum, strategische Lieferantenbeziehungen – all das ist auf Langfristigkeit angelegt. Also müssen Sie auch langfristig denken. Die gute Nachricht: Es gibt bewährte Klimaszenarien (die berühmten RCP- und SSP-Pfade des Weltklimarats), die zeigen, wohin die Reise gehen könnte consulting.tuv.com.
Jetzt wird's konkret. Für jeden identifizierten Bereich bewerten Sie kate-stuttgart.org:
Eintrittswahrscheinlichkeit: Wie oft könnte es passieren?
Auswirkung: Wie weh würde es tun?
Anpassungskapazität: Wie gut können Sie reagieren?
Die Kombination dieser Faktoren ergibt Ihr Klimarisiko. Ein Beispiel: Starkregen (häufig) trifft auf ungeschützte Elektroniklager im Erdgeschoss (hohe Auswirkung) ohne Ausweichlager (geringe Anpassungskapazität) = sehr hohes Risiko.
Am Ende steht ein strukturierter Bericht, der mehr kann als nur Regale füllen:
Das Schöne daran: Mit diesem Bericht erfüllen Sie gleichzeitig regulatorische Anforderungen wie ESRS E1 oder die Anforderungen der EU-Taxonomie. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Die Theorie klingt gut, aber wie sieht's in der Praxis aus? Hier die häufigsten Herausforderungen und bewährte Lösungen:
"Wir haben keine konsistenten Standortdaten"
Ein Klassiker. Jede Abteilung nennt den Standort anders, Geodaten fehlen, Adressen sind veraltet. Lösung: Erstellen Sie ein zentrales Standortregister mit standardisierten Namen, vollständigen Adressen und GPS-Koordinaten. Das hilft nicht nur bei der Klimarisikoanalyse.
"Das ist viel zu aufwändig für unsere Ressourcen"
Niemand sagt, dass Sie alles auf einmal machen müssen. Fangen Sie mit den kritischsten Standorten oder Prozessen an. Oder mit dem Hauptwerk. Learning by doing. Mit jeder Analyse werden Sie schneller und routinierter.
"Wir ersticken in Klimadaten"
Es gibt unzählige Klimamodelle, Szenarien und Datenquellen. Konzentrieren Sie sich auf die für Ihre Branche und Region relevanten Parameter. Für die meisten Unternehmen reichen 5-7 Klimaindikatoren für den Start.
"Die Geschäftsführung sieht die Dringlichkeit nicht"
Rechnen Sie vor: Was kostet ein Tag Produktionsausfall? Was kosten Notfall-Luftfrachten, wenn die normale Lieferkette unterbrochen ist? Zahlen überzeugen oft mehr als Klimaszenarien.
"Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen"
Starten Sie mit einer einfachen Frage: Was würde uns am meisten wehtun? Der Ausfall welcher Anlage, welches Lieferanten, welcher Route würde das größte Chaos verursachen? Da fangen Sie an.
Eine systematische Klimarisikoanalyse ist mehr als Pflichterfüllung für Regulatoren oder Investoren. Sie verschafft Ihnen echte Wettbewerbsvorteile:
Strategische Vorteile:
Operative Vorteile:
Neue Chancen:
Viele Unternehmen entdecken bei der Analyse überraschende Möglichkeiten:
Imagegewinn als Vorreiter in Sachen Klimaanpassung
Die Klimarisiken werden nicht weniger, nur weil wir sie ignorieren. Im Gegenteil: Je länger wir warten, desto teurer wird's. Die gute Nachricht ist: Die Methoden sind da, die Standards etabliert, die Daten verfügbar. Es gibt keinen Grund mehr, den Kopf in den Sand zu stecken.
Sie müssen das Rad nicht neu erfinden. Mit der richtigen Methodik wird aus der vermeintlichen Mammutaufgabe ein machbares Projekt. Fangen Sie klein an, lernen Sie dazu, skalieren Sie dann. Und holen Sie sich Unterstützung, wo es sinnvoll ist.
Am Ende haben Sie nicht nur einen Bericht für die Schublade, sondern ein lebendiges Instrument für bessere Entscheidungen. Sie wissen, wo Ihre Risiken liegen, wie Sie sie angehen können und wo sich vielleicht sogar neue Chancen auftun.
Die beste Zeit für eine Klimarisikoanalyse war gestern. Die zweitbeste ist heute. Ihre Zukunft wird es Ihnen danken – und Ihr CFO wahrscheinlich auch.