
Klimarisiken erkennen, verstehen und handeln
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Stellen Sie sich vor, die Weltwirtschaft verliert bis 2050 mehr als ein Drittel ihrer gesamten Leistung. Das entspricht 38 Billionen US-Dollar – eine Summe, die sich kaum vorstellen lässt. Zum Vergleich: Das ist mehr als das Dreifache des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Diese Zahl stammt nicht aus einem Katastrophenfilm, sondern aus dem neuen CDP-Bericht "The Disclosure Dividend 2025". Sie zeigt, was passiert, wenn Unternehmen weltweit die Augen vor Umweltrisiken verschließen.
CDP ist eine gemeinnützige Organisation, die das weltweit größte Umwelt-Disclosure-System betreibt. Einfach gesagt: Sie sammeln Daten darüber, wie Unternehmen mit Klima-, Wasser- und Waldrisiken umgehen. Für ihren aktuellen Bericht haben sie über 24.800 Organisationen analysiert – Unternehmen, die zusammen zwei Drittel der globalen Marktkapitalisierung repräsentieren. Das ist wie eine Röntgenaufnahme der Weltwirtschaft.
Das Vorgehen war simpel: CDP fragt Unternehmen jährlich nach ihren Umweltrisiken, ihren Auswirkungen und wie sie damit umgehen. Die Antworten werden ausgewertet und zeigen, wo die Wirtschaft steht – und wohin sie steuert.
Schauen wir uns mal an, was das konkret bedeutet: Kakaopreise auf Rekordhoch, weil Extremwetter in Westafrika die Ernte vernichtet. 80% der weltweiten Kakaoproduktion kommen von dort – fällt die Region aus, wird Schokolade zum Luxusgut.
Oder Taiwan: Halbleiterfabriken müssen schließen, weil das Wasser ausgeht. Die Chips für unsere Handys und Autos kommen zu einem großen Teil von dort. Kein Wasser bedeutet keine Produktion.
In den USA haben sich Versicherungsprämien seit 2017 verdoppelt – dank klimabedingter Katastrophen, die immer teurer werden.
Das sind keine abstrakten Zukunftsszenarien. Das passiert jetzt. Und es trifft Unternehmen direkt ins Portemonnaie.
Hier kommt der interessante Teil: Unternehmen, die ihre Umweltrisiken offen legen und darauf reagieren, kassieren eine "Disclosure Dividend" – eine Art Rendite auf Transparenz.
Was heißt das konkret? Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen erkennt früh, dass seine Produktionsstätte in einem überflutungsgefährdeten Gebiet liegt. Statt zu warten, bis das Hochwasser kommt, investiert es in Schutzmaßnahmen oder verlagert die Produktion. Resultat: Während Konkurrenten Millionenschäden haben, läuft das Geschäft weiter.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:
Die CDP-Analyse zeigt: Die Disclosure Dividend zahlt sich in drei Bereichen aus:
Banken und Investoren wollen heute wissen, welche Umweltrisiken in einem Investment stecken. Wer transparent ist, bekommt leichter und günstiger Geld.
Wer seine Risiken kennt, kann gegensteuern. Ein Automobilhersteller, der weiß, dass sein Stahllieferant in einer dürregefährdeten Region sitzt, kann rechtzeitig alternative Quellen erschließen.
Die EU-Taxonomie, das Lieferkettengesetz, CSRD – die Regulierung wird immer schärfer. Wer schon Daten hat, ist im Vorteil.
Jetzt wird's kompliziert – aber auch spannend. Wenn wir über Umweltrisiken sprechen, denken die meisten an das eigene Unternehmen: die Fabrik, die Büros, den Fuhrpark. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Nehmen wir ein Beispiel: Ein deutscher Automobilhersteller produziert ein Auto. Der direkte CO₂-Ausstoß beim Zusammenbau in der Fabrik ist relativ gering. Aber was ist mit dem Stahl aus Indien? Dem Lithium aus Chile? Den Halbleitern aus Taiwan? Dem Leder aus Brasilien? All diese Vorprodukte haben bereits CO₂-Emissionen verursacht, bevor sie überhaupt in Deutschland ankommen.
Genau das zeigt die CDP-Analyse:75 % der Treibhausgasemissionen eines Unternehmens entstehen nicht im eigenen Betrieb, sondern in der Lieferkette. Drei Viertel! Das bedeutet: Wer nur auf die eigenen vier Wände schaut, übersieht das Gros seiner Umweltauswirkungen.
Aber warum sind diese CO₂-Emissionen überhaupt ein Problem? Schließlich entstehen sie ja nicht im eigenen Unternehmen. Die Antwort: Sie werden zu handfesten finanziellen Risiken:
Die EU führt ab 2026 den CO₂-Grenzausgleich ein: Importeure müssen für CO₂-Emissionen ihrer Lieferanten zahlen. Wenn Ihr chinesischer Stahllieferant viel CO2 ausstößt, zahlen Sie als deutscher Importeur drauf.
Hohe CO₂-Emissionen bedeuten oft veraltete, ineffiziente Anlagen. Diese sind anfälliger für Extremwetter – Stromausfälle, Überhitzung, Produktionsausfälle. Ihr Lieferant fällt aus, Ihre Produktion steht still.
Kunden fordern zunehmend klimafreundliche Produkte. Wenn Ihre Lieferkette "schmutzig" ist, verlieren Sie Aufträge. B2B-Kunden fragen immer häufiger nach dem CO₂-Footprint.
Banken bewerten CO₂-intensive Lieferketten als Risiko und verlangen höhere Zinsen. Investoren meiden Unternehmen mit hohen Lieferkettenemissionen.
Konkretes Beispiel: Ein deutscher Automobilhersteller bezieht Stahl aus einem kohleintensiven Werk in Polen. Die Risiken: Ab 2026 kostet der CO₂-Grenzausgleich extra, bei Hitzewellen gibt es Kühlungsprobleme im Stahlwerk, Kunden fragen "Wie klimafreundlich ist Ihr Auto?", und die Bank fragt nach den Lieferkettenemissionen.
Die CO₂-Emissionen sind also nicht das eigentliche Problem – sie sind der Indikator für verschiedene Geschäftsrisiken.
Und hier liegt das Problem: Obwohl diese Lieferkettenemissionenden Löwenanteil ausmachen, bieten nur 11% der Unternehmen ihren Lieferanten finanzielle Anreize für bessere Umweltleistung. Dabei zeigt die Forschung: Finanzielle Anreize sind 52% effektiver als Schulungen. Money talks – auch bei Nachhaltigkeit.
Die regionalen Unterschiede im CDP-Bericht sind faszinierend – und auf den ersten Blick verwirrend:
Aber was bedeuten diese "Chancen" eigentlich? Das sind potenzielle zusätzliche Umsätze oder Kosteneinsparungen, die Unternehmen durch umweltbezogene Geschäftsmöglichkeiten erwarten.
Neue Umsatzquellen:
Kosteneinsparungen:
Warum sehen japanische Unternehmen so viel mehr Chancen?
Starke staatliche Förderung für Cleantech und grüne Technologien, große Exportmärkte für umweltfreundliche Produkte, und hohe Energiekosten machen Effizienz besonders wertvoll.
Der Fokus liegt noch stark auf konventionellem Wachstum, Umweltchancen werden konservativer bewertet, dazu kommen regulatorische Unsicherheiten.
Uneinheitliche Politik zwischen Bundesstaaten, weniger staatliche Anreize als in anderen Ländern, und stärkere Fokussierung auf kurzfristige Gewinne.
Wichtig: Diese Zahlen basieren auf Selbsteinschätzungen der Unternehmen. Ein japanisches Unternehmen erwartet also, durch grüne Geschäfte 73 Millionen Dollar zusätzlich zu verdienen oder zu sparen. Ob das wirklich passiert, steht auf einem anderen Blatt. Die regionalen Unterschiede zeigen vor allem: Wie optimistisch oder pessimistisch schätzen Unternehmen in verschiedenen Ländern ihre grünen Geschäftschancen ein?
Was jetzt zu tun ist
Die CDP-Empfehlungen sind überraschend pragmatisch:
Die Zeit der freiwilligen Umwelt-PR ist vorbei. Environmental Disclosure wird zur wirtschaftlichen Notwendigkeit. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich Wettbewerbsvorteile. Die anderen zahlen drauf – im wahrsten Sinne des Wortes. Die 38 Billionen Dollar Verlust bis 2050? Das ist der Preis dafür, wenn alle so weitermachen wie bisher. Aber es ist auch die Chance für die, die früh umsteuern.
Die Frage ist nicht mehr, ob Umweltrisiken das Geschäft beeinflussen. Die Frage ist: Wer kassiert die Dividende und wer zahlt die Rechnung? Die Antwort liegt in Ihren Daten. Und in dem, was Sie daraus machen.
Der CDP-Bericht "The Disclosure Dividend 2025" basiert auf Daten von über 24.800 Organisationen. Die nächste Berichtsfrist läuft am 17. September ab – höchste Zeit, einzusteigen.